Vom 8. bis 12. April 2026 findet am Goetheanum die Welttagung Kindergarten und frühe Kindheitder der IASWECE und der Pädagogischen Sektion statt. Das Thema lautet: «Güte – Kraft – Liebe. Samen für eine gesunde Entfaltung».
So wie Blumen, Gemüse und Bäume bestimmte Entwicklungsbedingungen brauchen, um sich gut zu entwickeln, so brauchen es auch die Kinder. So wenig Sinn es macht, Pflanzen künstlich zu zwingen, Blüten und Früchte zu bringen, die nicht in ihrer Natur angelegt sind, so wenig Sinn macht es, dem kleinen Kind durch Lernprogramme etwas beizubringen. Denn es will aus eigenem Antrieb viel lernen und ausprobieren. Und das schafft es, wenn die Erwachsenen günstige Bedingungen hierfür geschaffen haben.
«Kindergarten» – in diesem erstmals 1840 von Friedrich Fröbel eingeführten Namen für Vorschuleinrichtungen kommt diese Besonderheit des Kindes in den ersten sechs bis sieben Lebensjahren gut zum Ausdruck. Die Gärtnerin giesst, düngt und lockert den Boden, der Erzieher kreiert einen Spielraum, strukturiert eine Spielzeit, gibt durch seine Arbeit, seine Sprache, seine innere Haltung ein Vorbild. Beide gestalten eine günstige Umgebung für freie Entfaltung und Aktivität.
Auch in der Selbsterziehung ist es wie im Garten und im Kindergarten. Durch Zwang und Vorschrift kann wenig bis nichts erreicht werden. Alles kommt darauf an, dass ich selber bestimmte Qualitäten und Fähigkeiten so stark wünsche, dass ich sie tatsächlich entwickle. Auch hier sind bestimmte Bedingungen hilfreich. Andere sind hinderlich, wer wüsste das nicht.
Hinderlich sind etwa:
Stress, Krankheit, Fanatismus, Konfliktsituationen, Schimpfen über andere, übertriebener Selbstbezug wie übertriebene Selbstvergessenheit, Stolz und Habgier
Förderlich sind zum Beispiel:
Achtsamkeit auf die eigene Gesundheit, sich nicht in Konflikten verhärten, sich lieber selber ändern wollen als die anderen, die eigenen Gedanken und Gefühle so wichtig nehmen wie äusseres Verhalten, nicht den anderen die eigenen Gesichtspunkte aufdrängen, nicht die eigenen Gesichtspunkte und Intentionen vergessen, sich selbst treu sein und sich gleichzeitig für die Welt interessieren, dankbar und liebevoll sein.
Sind diese förderlichen Bedingungen für die Selbsterziehung nicht genau die Eigenschaften einer idealen Kindergärtnerin, von Mutter und Vater und Krippenerziehern? Sind nicht das auch die Eigenschaften, die wir durch Waldorf und Rudolf Steiner Pädagogik in den ersten Lebensjahren fördern wollen?
Das dachten jedenfalls die Kolleginnen und Kollegen im IASWECE Council und in der Pädagogischen Sektion. Daher schlagen wir vor, zur Vorbereitung der Tagung «100 Jahre Steiner Waldorf Kindergarten und frühe Kindheit» ein Kapitel aus dem Buch «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten» (GA 10, Seite 102 bis 110) zu lesen, in dem diese Qualitäten beschrieben werden.
Bei der Tagung wollen wir dann diese Fragen bearbeiten:
• Wie fördere ich konkret diese Eigenschaften bei mir selber?
• Wie helfen wir uns dabei in der Einrichtung, unter Kolleginnen und Kollegen?
• Was tun wir in unserer täglichen Erziehungspraxis, damit die Persönlichkeiten, die wir als Kinder um uns haben, später diese Eigenschaften entwickeln können?
Wir freuen uns, wenn Sie auch in Ihrer Einrichtung diese Fragen bearbeiten würden und dann bei der Tagung Ihre Einsichten und Anregungen einbringen.
Für die Vorbereitungsgruppe
Philipp Reubke (Schweiz/ Frankreich), Michal Reshef (Israel), Jaqueline Walter-Baumgartner (Schweiz), Birgit Krohmer (Deutschland) und Lourdes Tormes (Spanien)