Am Goetheanum und auf der ganzen Welt vertrauen viele Menschen darauf, dass durch eine verstärkte Aufmerksamkeit neue Kräfte für die Arbeit in den anthroposophischen Einrichtungen entstehen – in der Erinnerung an die Gründungsimpulse, im Angesicht der heutigen Herausforderungen und mit stets «wachem Herzen»*. Wir brauchen Inspirationen und wir können sie finden. Das sagt Constanza Kaliks, die an einer Tagung in Brasilien fündig wurde.
Die sechstägige pädagogische Tagung, die im Juli 2023 in der Stadt Juiz de Fora, im Osten Brasiliens, stattgefunden hat, war eine grosse Inspiration. Mit 450 teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrern war es die grösste Tagung in der bisherigen Geschichte der brasilianischen Waldorfbewegung. Das Miteinander wird sicher die pädagogische Bewegung impulsieren und verändern. Die Kraft und die Notwendigkeit von Neuanfängen, die entstehen, wenn Menschen auf die Wirklichkeit des anderen und der anderen achten, waren unmittelbar erfahrbar.
Drei grosse Herausforderungen heutiger Erziehungskunst waren in Juiz de Fora sehr eindrucksvoll zu erleben:
Die Pädagogik und die Art und Weise, wie Rudolf Steiners Impuls in der Welt steht, lebt in dem Weltzusammenhang, an dem diese Schulen teilhaben.
Dies geschieht, wenn etwa in einer staatlichen Schule in den Bergen von Minas Gerais alle Lehrenden eine Waldorflehrerausbildung haben und die Schulgemeinschaft in der Stadt über alle Regierungswechsel hinweg grosse Wertschätzung erfährt. Veränderung findet auch statt, wenn eine Schulinitiative an der Nordküste Brasiliens, in der die Kinder freitags mit der Lehrerin mit dem Floss fischen gehen, von den Familien unterstützt wird. Sie pflegen gemeinsam den Schulbrunnen und teilen sich das Trinkwasser.
Entscheidend ist, dass dies – wie jede vollzogene Handlung, die dem Menschen als Menschen dient – auch wahrgenommen wird. So soll auch die zu Michaeli stattfindende Weltkonferenz 2023 am Goetheanum ein impulsgebender und weiterführender Anlass sein – für mehr Sichtbarkeit und Erkennbarkeit dessen, was mit der Anthroposophie entsteht.
Constanza Kaliks
*GA 297a: Vortrag vom 1. November 1922, 1998, Seite 113