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Themenheft Klassenlehrer

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Klassenlehrerin sein an der Waldorfschule. Ein Themenheft der Pädagogischen Sektion.

Seit mehreren Jahren beschäftigt sich die Internationale Konferenz (Haager Kreis) mit der Frage nach der Idee und dem Wesen des Klassenlehrer-Prinzips. Diese von Steiner geprägte Idee bestand darin, dass diejenigen Pädagogen, welche die Aufgabe des Klassenlehrers und der Klassenlehrerin übernehmen, das von der ersten bis zur achten Klasse machen oder «soweit es eben geht».

In pädagogischen Fragen ging Steiner immer von einer höchstmöglichen geistigen Ökonomie aus und ein Verbleib über Jahre mit einer Klasse entspräche dieser Ökonomie: Übersicht, gründliche Kenntnis der Schülerinnen und Schüler, nachhaltig wirkende Massnahmen und Hilfen, Konzipieren von Lernvorgängen über Jahre und das «seelisch geistige Zusammenwachsen» mit den Schülern und Schülerinnen seien nur einige der genannten Vorteile. Dieses wurde so aufgefasst, dass die Einrichtung Klassenlehrer von der Begründung an als identitätsstiftendes Merkmal der Waldorfschule angesehen wurde.

Heute ist die schulische Realität anders. Lehrende kämpfen mit Kompetenz-Fragen, die Dauer von 8 Jahren kann als zu lang empfunden werden, übersichtlichere Aufgaben werden gewünscht und es fehlt mancherorts die Flexibilität, sich mit den Schülern mit zu entwickeln. Die Randoll Studie von 2007 verweist auf diesen Tatsachenkomplex. Die Folge davon sind Lösungen verschiedener Gestalt, bis hin zur Aufhebung des Klassenlehrer-Prinzips überhaupt, aus der Praxis des Schullebens einfach entstanden, oder so gewollt. Dieser Tatbestand ruft zu Fragen auf: Ist die Idee des Klassenlehrers Teil der Waldorfidee und heute noch oder besonders aktuell? Oder ist sie auswechselbar mit anderen Formen der Lehrerin-Schüler-Beziehung, ohne die Idee der Waldorfschule zu beeinträchtigen?

Um dieser Frage nachzugehen, möchten wir mit dem vorliegenden Themenheft (hier in pdf) das Urbild und die Idee des Klassenlehrer-Prinzips zur Erscheinung bringen: Was kann für die Entwicklung des jungen Menschen in der verbindlichen Arbeit über den Bogen von acht Schuljahren erreicht werden? Welche Verwandlungschritte des Lehrers beinhaltet das bis hin zu den menschlichen und inhaltlichen Herausforderungen der Mittelstufe? Dazu gehört der Versuch, diesen Beruf aus der Perspektive der Gegenwart nach neuen Entwicklungen und notwendigen Wandlungen zu befragen.

In diesem Sinne überspannen die Beiträge unterschiedliche Forschungs- und Frageansätze:

  • zu den grundlegenden Bildern und Motiven, die Steiner zur Begründung und Entwicklung der Klassenlehrer-Aufgabe bewogen (siehe T. Zdražil),
  • zu den innerlich-menschlichen Qualitäten und Fähigkeiten, welche die Ausübung einer solchen «Erziehungskunst» beinhaltet und zugleich anregt (siehe C. Röh, P. Loebell, H. Kullak-Ublick),
  • und zu den heutigen Fragestellungen an das Klassenlehrerprinzip mit der Perspektive von Verwandlung und Weiterentwicklung (C. Wiechert, W. Riethmüller, B. Geringhoff-Beckers, C. Krauch).

Die hier zusammengestellten exemplarischen Beiträge können nicht die ganze Vielfalt der Gesichtspunkte des Klassenlehrerin-Seins umfassen. Aus den Gesprächen in der Internationalen Konferenz heraus möchten sie auf Wesentliches hinweisen und vor allem die Konferenzen der Waldorfschulen anregen sich mit diesem zentralen Thema auseinander zu setzen.

 

Inhaltsverzeichnis:


  • Einleitung: Claus-Peter Röh
  • Klassenlehrer über acht Jahre – Gesichtspunkte Rudolf Steiners zur Länge der Klassenlehrertätigkeit: Tomáš Zdražil
  • Echtheit zählt: Claus-Peter Röh
  • Klassenlehrer an den Waldorfschulen: Christof Wiechert
  • Der Klassenlehrer und seine Autorität: Peter Loebell
  • Fragen an das Klassenlehrermodell: Walter Riethmüller
  • Das Unerwartete erwarten – Zur Unterrichtsvorbereitung: Henning Kullak-Ublick
  • Zur Bedeutung der Phantasie in der Mittelstufe: Claus-Peter Röh
  • Verwandelte Kindheit – verwandelter Unterricht? Birgitt Geringhoff-Beckers, Christine Krauch